ABSCHIED NEHMEN, LEICHTER WERDEN
von Dr. Paul Köppler
Am 24. 03. 2024 durfte ich als Vorsitzender des Vereins „Buddhismus im Westen“ meine letzte Vorstandssitzung erleben. Kurz darauf auch meine letzte Leitung der Mitgliederversammlung dieses Vereins. Zusammen mit fünf anderen Mitgliedern des Vorstandes bin ich nicht mehr zur Wahl angetreten. Dieser Rücktritt war schon länger mein Wunsch, doch dauerte es länger, weil zuerst die Bedingungen geschaffen werden mussten.
Ich möchte hier keinen umfassenden Rückblick geben, vielleicht finde ich einmal die Zeit dafür. Heute nur so viel: 1984 habe ich den Verein in Frankfurt gegründet. 40 Jahre war ich als Vorsitzender des Vereins und Geschäftsführer tätig. Nach den ersten Jahren in Kemmenau haben wir 1986 das „Waldhaus“ gefunden und erworben. Es ist zu einem lebendigen Zentrum geworden, viele Menschen finden hier Raum, um gemeinsam zu üben, zu meditieren, die traditionellen buddhistischen Lehren in westlichen Formen zu praktizieren und zu studieren. Ich blicke voll Dankbarkeit auf diese mir anvertraute Lebensaufgabe zurück und auf die vielen Menschen, die durch ihre Unterstützung und Teilnahme dieses Werk ermöglicht haben.
Schon viele Jahre liegt der Schwerpunkt meiner Arbeit mehr im Leiten von Retreats, Kursen, Betreuung von Übenden und Schreiben von Artikeln und Büchern. Mit zunehmendem Alter wurde diese doppelte Aufgabe auch gesundheitlich immer mehr zur Belastung. Deshalb fällt mir der Abschied von der Verwaltungsarbeit für den Verein leicht. Das liegt auch daran, dass der Verein sehr gut geführt wird, im gleichen offenen Geist, mit großem Zuspruch und Anerkennung der Übenden, mit wunderbaren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und mit den neuen Mitgliedern des Vorstandes gut gerüstet scheint für die weiteren Aufgaben. Ich bin nach wie vor durch meine Kurse und durch persönliche Begegnung mit den Verantwortlichen in Freundschaft verbunden und gebe gern meinen Rat, wenn ich gefragt werde.
Öfter werde ich gefragt, ob nicht doch ein Bedauern, eine Wehmut oder ein sorgenvolles Anhaften da ist. Es war sicher eine lange Zeit, doch ich erlebe diesen Abschied als eine gute Übung und Prüfung im Loslassen. Die Praxis der Achtsamkeit zeigt uns ständig, dass die Zeichen des Alterns eine Mahnung sind, sich auf das große Loslassen gut vorzubereiten. Ich blicke lächelnd zurück, sehe die vielen Herausforderungen, die tiefen Erfahrungen, das ständige Lernen, die Schwierigkeiten, meine großartigen Lehrerinnen und Lehrer und glaube, dass sich das Geben und Nehmen in Balance befindet. So kann ich beruhigt loslassen, wünsche den Weiterfahrenden nur das Beste, wünsche, dass weiterhin viele Menschen durch diese Arbeit tiefe, verändernde Erfahrungen machen werden. Ich fühle, dass ich den Abschied von dieser besonderen und erfüllenden Aufgabe als eine Vorbereitung auf das letzte große Loslassen nehmen konnte. So blicke ich gelassen, mit frischen Kräften und Leichtigkeit im Herzen auf den vor mir liegenden Weg. Mögen alle Wesen, denen ich in dieser Zeit begegnet bin, erfahren, wie sie durch das Loslassen leichter werden.